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Fragen und Antworten zum Berufseinstieg

Wie weiter nach dem Abschluss? Wohin führt mich eine Promotion oder eine Zeit als Postdoc? Oft erreichen uns Fragen zum Thema "Karriereplanung". Wir haben Sie hier zusammengestellt - inklusive unserer Antworten dazu.

FAQs zur Karriereplanung

In welchen Bereichen sind Biologen eigentlich tätig?

Biologen sind in sehr vielen Bereichen tätig. Da es kein typisches Berufsbild des Biologen gibt, findet man Biologen in verschiedensten Positionen, in denen biologischer Sachverstand nötig ist. Neben den klassischen Forschungspositionen an Hochschulen, Großforschungseinrichungen und Industrie und natürlich den Lehrern an staatlichen und Privatschulen gibt es viele Einsatzmöglichkeiten und Nischen.  
Jobmaschine Nr. 1 ist die Biomedizin, wo Biowissenschaftler in der Grundlagenforschung nicht mehr wegzudenken sind. In der Biotech- und Pharmaindustrie bieten sich Beschäftigungsfelder in Marketing/Vertrieb, Produktion, Zulassung, Klinisches Monitoring etc. an.
Biologen arbeiten außerdem an Patentämtern, vereinzelt in der Forensik bei der Polizei, in Diagnostiklaboren, in Museen, in Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und in wissenschaftlichen Redaktionen, um nur einige Betätigungsfelder zu nennen. Mehr dazu finden Sie in unserer Berufseinstiegsbroschüre "Perspektiven - Berufsbilder von und für Biologen“, in der über 70 Biologen über ihre Karriere und Berufe schreiben.
Dabei sollte es für Sie weniger darauf ankommen, ob im jeweiligen Bereich besonders viele Stellen frei sind, sondern ob die angestrebteTätigkeit zu Ihnen – zu Ihrer Persönlichkeit – passt.

Was muss ich können, um im Bereich „Life Science“ Karriere zu machen?

Von einem Wissenschaftler wird in der Regel die Promotion erwartet. Die Doktorarbeit zeigt den Firmen, dass man in der Lage ist, selbstständig und mit hoher Frustrationstoleranz an einem Thema zu arbeiten.

Positionen im technischen Bereich kann man dagegen bereits mit einer Laborantenausbildung oder einer schulischen Ausbildung als TA erreichen. Die früheren „Dipl.-Ing. (FH)“und Techniker-Stellen werden heute von Bachelor- und Masterabsolventen von Hochschulen für Angewandte Wisseschaften (HAW, früher FH) besetzt. Nur zum Teil kommen auch Bewerber aus den Unis zum Zuge.

Die modernen Biowissenschaften können heute nur mehr interdisziplinär bewältigt werden. Es lohnt sich deshalb, sich interdisziplinär aus- und weiterzubilden und mit anderen Disziplinen zusammenzuarbeiten, die Sprache der anderen zu verstehen und möglichst sinnvoll für die eigenen Fragestellungen nutzbar zu machen.

Wie finden organismisch arbeitende Biologen einen Berufseinstieg?

Arbeitsplätze für organismisch oder ökologisch arbeitende Biologen, sind begehrt, aber rar. In bestimmten Bereichen gibt es aber sogar einen ausgesprochenen Fachkräftemangel. Jedoch haben Absolventen der Ökologie, bzw. klassischen Botanik oder Zoologie gerade beim Karrierestart zum Teil Probleme, da sie selten arbeitsmarktkonform ausgebildet sind. Klassische Berufsbilder finden sich vor allem im Umweltbereich bei Behörden und freiberuflichen Biologenbüros, aber auch an Schulen und Hochschulen. Zudem bieten sich Quereinstiege in Berufsfelder, die nicht explizit für klassische Biologen ausgeschrieben sind. Hier gilt es, die Anforderungsprofile in den Stellenanzeigen mit den eigenen Qualifikationsprofil abzugleichen. Berufseinsteiger oder Wiedereinsteiger, die bereit sind, fachlich und räumlich etwas über den Tellerrand zu blicken, eröffnen sich im Berufsfeld „Entwicklung des ländlichen Raumes“ weitere Möglichkeiten. Im öffentlichen Dienst sind dabei Stellen im gehobenen Dienst (für FH-Absolventen und B.Sc.) wesentlich häufiger zu finden als Stellen im höheren Dienst (für M.Sc., Promovierte).

Für die Erhaltung der Biodiversität, naturschutzverträgliche und nachhaltige Landwirtschaft sowie regional angepasste Wirtschaftsformen und die Entwicklung von entsprechender Infrastruktur und Arbeitsplätzen (um nur einige Punkte zu nennen) stehen nationale und internationale Fördergelder zur Verfügung. Ministerien, das Bundesamt für Naturschutz und die jeweiligen untergeordneten Behörden, Naturschutzakademien, Stiftungen, Naturschutz- und Landschaftspflegeverbände sorgen durch Projekte für die Entwicklung von Lösungsvorschlägen und die Umsetzung.
Für Biologen, die hier einsteigen wollen, sollten neben einer soliden biologischen „Grundbildung“ mit vertieften Artenkenntnissen in relevanten Bereichen auch über praktische (Projekt-)Erfahrung verfügen. Zusatzausbildung(en) bzw. Kompetenzen in den Bereichen Projektmanagement, Antragstellung, Verwaltungsrecht, Mediation/Moderation, Öffentlichkeitsarbeit/PR sind oft nötig und sinnvoll. Absolute räumliche Flexibilität gehört hierbei dazu. Da mittlerweile viel grenzüberschreitende Entwicklung- und Projektarbeit geleistet wird, gehören Fremdsprachenkenntnisse, die über Englisch hinausgehen sowie die Kenntnis und das Verständnis anderer Verwaltungs- und Arbeitskulturen zu den notwendigen Kompetenzen für solche Bereiche.

Welche berufliche Einstiegsmöglichkeiten gibt es nach dem Studium im Bereich der Pharma- und Biotech-Industrie?

Es gibt einen relativ hohen Bedarf an technischem Personal. Neben Laboranten und Technischen Assistenten werden auch FH-Absolventen mit Bachelor-Abschluss eingestellt, die in der Produktion und im Labor benötigt werden.
Für Bachelor- oder Master-Absolventen aus den Universitäten ist der Markt in der Produktion aber begrenzt. Für promovierte Wissenschaftler, die als Laborleiter in Unternehmen einsteigen, gibt es einen überschaubaren, aber auf www.jobvector.de sehr gut abgebildeten Arbeitsmarkt.
Im Bereich „Life Science“ gibt es aber noch eine Vielzahl anderer Karrieremöglichkeiten, so z.B. in Marketing und Vertrieb, Produktion, Zulassung, Monitoring oder Öffentlichkeitsarbeit. Der Einstieg fällt hier oft leichter, wenn vorher schon Praktika oder Weiterbildungen in dem relevanten Bereich absolviert wurden.

Ist eine Postdoc-Stelle auch eine Einstiegsmöglichkeit in die Pharma und Biotech-Branche?

Postdoc-Stellen sind in der Industrie eher selten, bieten aber eine Möglichkeit, sehr forschungsnah in Unternehmen zu arbeiten. Die Beschäftigung ist in der Regel zeitlich begrenzt, bietet aber viel Freiraum für die eigene berufliche Weiterentwicklung.- Außerdem eröffnen Sie sich die Chance, sich als geschätzter "High Potential" auch auf interne Stellenausschreibungen zu bewerben.

Sollten Absolventen Praktika als Einstiegsform in Betracht ziehen?

Generell empfehlen wir, externe Praktika bereits während des Studiums zu absolvieren, nicht erst danach.

In der Pharma- oder Biotechbranche ist ein Praktikum als Einstiegsform eher unüblich. Dennoch kann es sein, dass der berufliche Einstieg nach dem Abschluss durch ein Praktikum oder ein Volontariat erfolgt, z.B. in Museen und Redaktionen.

Mehrmonatige Fortbildungen bei Bildungsträgern, die spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten vermitteln, können ebenfalls eine Praxisphase bei potentiellen Arbeitgebern.. So zum Beispiel Weiterbildungen in den Bereichen Clinical Research oder Pharmamarketing.

Gibt es sichere Stellen mit guter Perspektive?

Anstellungen auf Lebenszeit sind selten geworden und meist nicht gleich beim Job-Einstieg erreichbar. Unbefristete Stellen gibt es hauptsächlich in größeren Unternehmen und natürlich im öffentlichen Dienst. Bei kleineren Firmen und im freiberuflichen Sektor ist die berufliche Sicherheit geringer, die dort gesammelte Berufserfahrung ist aber bei einem späteren Stellenwechsel meist sehr hilfreich.

Die beruflichen Perspektiven derer, die in der Akademia bleiben, ist dagegen ungewiss. Viele bleiben aus Mangel an Alternativen im Elfenbeinturm. Das geht aber nicht unbegrenzt. Abgesehen von Professorenstellen und einigen Stabsstellen als akademische Räte, gibt es an Universitäten keine Festanstellungen. Das sonstige wissenschaftliche Personal (über 90% aller Angestellten) unterliegt der 12-Jahresregelung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes bzw. dem Teilzeit- und Befristungsgesetz. Diese Regelungen beschränken die Karrieremöglichkeiten an der Uni im Prinzip auf die ersten Postdoc-Jahre, in Ausnahmefällen etwas länger. Wer nicht in diesem Zeitfenster eine Professur oder Festanstellung ergattert hat, muss sich spätestens mit 35 oder 40 Jahren dann völlig neu orientieren.

Wo finde ich die passenden Kontakte?

Kontakte knüpfen ist gar nicht schwer. Während des Studiums können Sie über Praktika die nötige Praxiserfahrung sammeln und sich in der Szene schon einmal bekannt machen.

Externe Praktika ermöglichen intensive Kontakte zu späteren Arbeitgebern. Wer hier nicht nur Routinearbeiten erledigt sondern eigene Ideen einbringt und umsetzt, die z.B. zu einem Vortrag auf einer Fachtagung, zu einer Veröffentlichung in einem Fachmagazine oder einem handfest vorzeigbaren Projekt führt, ist im Vorteil.

Weitere Kontakte können sich auf Tagungen, Seminaren, Workshops, Arbeitsgruppentreffen und Jahreshauptversammlungen der Fachgesellschaften und Verbänden ergeben. Während der Veranstaltungen kommt es vor allem auf die sozialen Kontakte an, die sie in den Kaffeepausen aktiv suchen sollten. Viele, die beruflich stark eingespannt sind, treffen ihre Kollegen gerade dort.

Digitale Veranstaltungsformate sind weniger geeignet, passende Kontakte zu pflegen. Sie sollten daher versuchen, jede Veranstaltung, die in Präsenz stattfindet, zu nutzen. Social Media können auch helfen, mit Gleichgesinnten, potentiellen Arbeitgebern und Mitarbeitern aús interessanten Betrieben in Kontakt zu bleiben.

Welche sozialen Netzwerke sind für mich geeignet?

Es lohnt sich auf jeden Fall ein eigenes Profil bei einem der beiden großen berufsbezogenen sozialen Netzwerke zu erstellen. Während Xing national sehr gut aufgestellt ist, ist LinkedIn weltweit DAS Soziales Netzwerk zum Aufbau und zur Pflege von geschäftlichen Verbindungen.

Die Xing-Gruppe Biologen in Deutschland ist die größte fachspezifische Community in Deutschland. Diese offene Gruppe bietet mit derzeit 18 Foren und über 5.000 Biologinnen und Biologen aus allen Bereichen der Biologie beste Möglichkeiten zum Netzwerken

ResearchGate ist geeignet für Netzwerker im wissenschaftlichen Bereich.

Wichtiger als die digitalen Netzwerke sind die die physischen Netzwerke vor Ort.

Für Studierende und Absolventen wichtig sind insbesondere die Fachschaften, aber auch fachlich fokussierte Gemeinschaften, z.B. die btS - LifeSciences Studierendeninitiativen,

Für Berufstätige können  Rotary oder Lions Clubs  beim beruflichen Aufstieg nützen. Diese Netzwerke verlangen aber ein erhöhtes individuelles soziales Engagement, bieten aber über das gesamte Berufsleben Kontaktmöglichkeiten weltweit und über deneigenen Tellerrand hinaus. Es gibt für Berufstätige auch Stammtische in den Bioregionen und natürlich fachlich orientierte Messen und Kongresse.

Gibt es Tipps für die ideale Bewerbung?

Meist braucht man als Biologe nur einen Job – den Richtigen. Das bedeutet, dass man sich nicht krampfhaft bei allen Firmen bewerben sollte, die einem einfallen. Ohne konkrete Anknüpfungspunkte, z. B. über persönliche Kontakte auf Karriereveranstaltungen, würde ich heute keine einzige Initiativbewerbung mehr abschicken.

Die Bewerbungen werden teilweise von Computern auf Reizworte gescannt, da sollte man lieber einen Fachausdruck zu viel als zu wenig nennen. Allerdings nicht im Anschreiben, da wird erwartet, dass man seine Bewerbung mit einem Maximum an Klarheit auf 20 Zeilen zusammenfassen kann.

Welche "Soft Skills" sind den wirklich hilfreich?

Es gibt nicht DIE garantiert hilfreichen Soft Skills, die für jeden Biologen passen. Denn je nach angetrebten Job sind es verschiedene Faktoren, die neben der fachlichen Expertise den entscheidenden Ausschlag für eine Jobzusage ausmachen.

Soft Skills sind nicht angeboren, sie können und müssen trainiert werden. Sie werden aber immer Ihrem persönlichen Charakter treu bleiben und daher bestimmte soziale Kompetenzen besonders gut oder weniger gut ausprägen können. Aus einem Mauerblümchen wird auch mit Trainings selten eine Führungskraft oder eine "Rampensau". Aber Sie können Ihre Stärken erkennen und weiter fördern und Ihre Schwächen zumindest erkennen und ggf. an diesen arbeiten.

Unter https://arbeits-abc.de/ finden Sie 15 sehr allgemeine Erfolgskriterien im Job, die in jedem Job weiterhelfen.