Der Taxonomie obliegt es, neue Arten eindeutig zu beschreiben und nach verbindlichen Regeln in das bestehende System der Organismen einzuordnen. Sowohl die Beschreibung als auch die Einordnung müssen laufend nach neuen Erkenntnissen überprüft und bei Bedarf revidiert werden. Eine solche Artbestimmung ist die Grundlage jeder wissenschaftlichen Arbeit an einem Organismus, denn Forschungsergebnisse ohne Artbezug sind wertlos, weil sie weder auf bereits vorhandene Ergebnisse bezogen, oder mit ihnen verglichen werden, noch sie vervollständigen können.

Zur modernen Taxonomie gehört die Erkenntnis, dass nicht nur Struktur und Funktion das Wesen einer Art bestimmen, sondern auch die Einordnung in ihren Lebensraum und die Vererbbarkeit ihrer Lebenseigenschaften.

Die Bedeutung der Taxonomie

Die praktische Bedeutung einer exakten Bestimmung der Arten ist wichtig, zum Beispiel

• In der Medizin: Ein falsch identifizierter Krankheitserreger kann nicht spezifisch behandelt werden
• in der Entwicklungszusammenarbeit: Dies ist die Grundlage für Maßnahmen des Agrarmanagements sowie den Schutz und die nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen
• um auf invasive Arten zu reagieren: Je frühzeitiger diese erkannt wird, umso früher, kostengünstiger und erfolkgreicher kann diese bekämpft werden
• unter Innovationsgesichtspunkten: Gute taxonomische kenntnisse sind erforderlich, um für pharmazeutische oder andere Anwendungen interessante Ressourcen zu identifizieren

Als Folge der Verpflichtungen, die Deutschland mit der Ratifizierung der Konvention über Biologische Diversität im Jahre 1993 einging, ist der Staat verantwortlich für einen gut ausgebauten Forschungsbereich der Fachgebiete Taxonomie und Systematik.

Gleichzeitig ist es erforderlich, dass Deutschland den internationalen Verpflichtungen zum Artenschutz nachkommen kann. Im Rahmen der Umsetzung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES), der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) und einer Reihe weiterer Abkommen wird gefordert, dass die entsprechend betroffenen Taxa, die genutzt und gehandelt werden und z.T. artgeschützt sind, auch erkannt werden, bzw. behördliche Vollzugsorgane entsprechend dazu geschult werden können.

Die Ansprüche an einen Taxonomen, der den modernen Erfordernissen gerecht wird, sind hoch. Die Ausbildungsmöglichkeiten an Hochschulen sind aber begrenzt. Ausbildung im Bereich Taxonomie erfolgte lange Zeit vor allem an Museen.

Die Erkenntnsis, dass es eine gezielte Nachwuchsförderung braucht, damit taxonomische Kompetenz in Deutschland überlebt, hat sich erst in den letzten Jahren verbreitet.

Dazu hat die Initiative Taxonomie des VBIO und seiner Mitgliedsgesellschaften ebenso beigetragen wie vielfältigen Aktivitäten anderer Akteure.

Es bleibt aber immer noch viel zu tun!