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Kein Ruhmesblatt: Biodiversitätsmonitoring in Deutschland

In Deutschland fehlt es an einem großflächig angelegten Monitoringprogramm, bei dem systematisch, kontinuierlich und repräsentativ Beobachtungsdaten zur Biologischen Vielfalt – nicht nur zu Insekten - erhoben werden. Die bestehenden Programme (z. B. im Rahmen des FFH-Monitorings) sind in Hinblick auf die erfassten Arten oder die betrachteten Gebiete sehr begrenzt. Vielfach ist man hier auf das Engagement ehrenamtliche Artenkenner angewiesen, von denen es immer weniger gibt. Nicht selten fehlt es an Zeit, Geld und Erfahrung für die anschließende Bearbeitung und Analyse.

Mit zunehmender Bedeutung von „Bürgerwissenschaften“ (Citizen Science) hat sich hier Einiges geändert. Gleichwohl sind Projekte wie der Mückenatlas oder das Tagfalter-Monitoring Deutschland alleine nicht ausreichend, um ein angemessenes Monitoring sicher zu stellen.

Auch viele naturwissenschaftliche Vereine beteiligen sich am Monitoring und stellen häufig erst die langjährige Kontinuität her, die es braucht, um echte Trends bei der Veränderung der Biologischen Vielfalt von saisonalen Schwankungen zu unterscheiden. Zeitlich eng befristete wissenschaftliche Forschungsprojekte können dies nicht leisten.

Das Bundesamt für Naturschutz plant offenbar, das Monitoring der Insektenbestände systematisch und flächendeckend auszubauen und dabei neben Akteuren aus naturwissenschaftlichen Vereinen auch Bürgerwissenschaftler einzusetzen. Dies dürfte allerdings eine echte Herausforderung werden, da für ein angemessenes Monitoring auch ein gutes taxonomisches Wissen erforderlich ist. Dieses ist jedoch selten geworden (link)

Eine systematische und nachhaltig finanzierte Infrastruktur für Erfassung und Monitoring biologischer Vielfalt fehlt bisher in Deutschland. Das Deutsche Zentrum für Biodiversitätsmonitoring (BioM-D), ein Verbund aus elf großen Forschungseinrichtungen will dies ändern – so es denn gelingt, die Finanzierung abzusichern. Geplant sind „Wetterstationen für Artenvielfalt“ mit automatisierten Sensoren, Mustererkennung und genetischem Barcoding sowie passende Infrastrukturen für Auswertung und Interpretation.

 

 


Fazit


Biodiversitätsmonitoring muss langfristig angelegt sein, um überhaupt Bestandstrends erfassen zu können. Parameter, die automatisiert erhoben werden können müssen durch gezielte Untersuchungen und Erfassungsprogramme ergänzt werden, bei denen es auf fachliche Expertise von Artenkennern ankommt. Diese Untersuchungen gehen über die Möglichkeiten von Citizen Science Projekten ebenso hinaus wie über den Erkenntnisgewinn, der sich aus Umweltverträglichkeitsgutachten etc. ergibt. Daher erfordert ein nachhaltig angelegtes Biodiversitätsmonitoring auch Personalmittel für gut ausgebildete Biowissenschaftler.